Ursprüngliche Küche: Idar-Obersteiner Spießbraten

12.07.2021

Der Spießbraten gehört zu Idar-Oberstein wie die Printen zu Aachen oder der Lebkuchen zu Nürnberg. Das alljährliche Volksfest heißt nicht umsonst "Spießbratenfest"! Doch wie kommt das Fleischgericht überhaupt in die Region?

"Die Idar-Obersteiner kennen die Antwort und können sogar namentlich identifizieren, welcher Sohn der Stadt ihnen das Fleischgericht schmackhaft gemacht haben soll: Karl Becker. Sein Vater hat im 19. Jahrhundert einen Edelsteinhandel aufgebaut. Doch bereits um das Jahr 1800 waren die Achatvorkommen in Idar-Oberstein zurückgegangen, so dass viele Idar-Obersteiner ihre Heimat verließen. Auch Karl war einer der Auswanderer, die im Süden Brasiliens Fuß fassten. Die begehrten Edelsteine, vornehmlich Achate wie in der Heimat, lagen dort leicht zu finden in Bächen und Flüssen.

Karls Vater gründete 1860 in Idar-Oberstein einen Edelsteinhandel. Karl exportierte nicht nur seine Funde in die Heimat. Er hatte noch mehr im Gepäck. Seine Nachfahren, heute immer noch im Mineralienhandel tätig, haben auf ihrer Internetseite veröffentlicht, dass "Karl Becker 1861 auf der Platt in Dietzen, einem Stadtteil von Idar, den ersten Spießbraten zubereitet haben" soll. Und dies war ebenso wie die Edelsteine ein Exportschlager aus Brasilien. Dort hatte der findige Idar-Obersteiner den Churrasco kennengelernt, ein Fleischgericht der Gauchos - in der Regel aus Rind -, das an einem Spieß über offenem Feuer zubereitet wird.

Den Idar-Obersteinern schmeckt ihr Braten also brasilianisch gut. Allerdings mit kleinen lokalen Abänderungen. Statt das Fleisch wie beim Churrasco nur in Salz zu marinieren, das vor dem Grillen abgeklopft wird, verwenden sie noch Pfeffer, Knoblauch und Zwiebeln und garen ihr Fleisch über Buchenholz. Legende oder Wahrheit? Die Idar-Obersteiner glauben an diese Geschichte - so lang, bis sie widerlegt wird.

Sina Leyser von der Metzgerei Leyser in Kempfeld bestätigt sie jedenfalls. Das Unternehmen wurde 1855 gegründet - also zu der Zeit der Auswanderung und als die ersten Rückkehrer in ihre Hunsrücker Heimat kamen. Ein Ur-Rezept für den Spießbraten hat der Betrieb nicht, aber er verwendet eine "betriebsinterne Gewürzmischung", natürlich werde das verwendete Fleisch, das seit 2012 vom in natürlicher Lebensweise aufgezogenen "Hunsrücker Kräuterschwein" stamme, auf Buchenholz gebraten. Das Wichtige beim Spießbraten: Viel muss es sein. Die Portionsstücke dürfen zwischen 300 und 500 Gramm schwer sein."

Es gibt hunderte verschiedene Zubereitungsarten für Spießbraten: Wir haben für euch ein Rezept vom Restaurant "Zum Alten Goten".

Quelle: https://www.volksfreund.de/region/mosel-wittlich-hunsrueck/ein-exportschlager-der-wie-heimat-schmeckt_aid-5850833